Momentan geschieht ja ein regelrechter Aufschrei in der gesamten Bevölkerung, wie ich ihn mit meinen 37 Jahren noch nicht erlebt habe. Wir eigentlich so demonstrationsfaulen Deutschen entdecken ja noch die Lust, auf die Straße zu gehen und gemeinsam für etwas einzustehen.
Aber nicht nur Deutschland erlebt seit Beginn der Einwanderungswellen vor ca. 10 Jahren so etwas wie die Renaissance und Salonfähigkeit nationalsozialistischen Gedankenguts, was allerorts Menschen auf die Straße treibt. Seit längerem schon aufgebrachte und aufgehetzte BürgerInnen und seit neuestem auch besorgte und besonnene Menschen, die dafür einstehen, dass gewisse Grundpfeiler unserer modernen Demokratie nicht untergraben werden. Ich persönlich stehe, wie viele andere Menschen auch, für ein offenes und menschenfreundliches Land und setze mich gerne dafür ein.
Ehrlich gesagt sehe ich die derzeitigen Geschehnisse nicht als geeignete Lösung für die Probleme der jüngeren Vergangenheit an. Viel zu wenig packen wir das Übel an den Wurzeln, viel zu viel und viel zu laut beschäftigen wir uns mit Anschuldigungen und Streitigkeiten. Unsere Wurzeln sind in meinen Augen unsere gemeinsamen Werte, die Grundlage eines glücklichen Zusammenlebens sind, Fundament unseres Grundgesetzes und auf natürliche Weise jedem Menschen mit auf den Lebensweg gegeben. Wollten wir also das Übel an seinen Wurzeln packen und wirklich etwas in unserem Land verändern, dann müssen wir unser gesamtes Wertesystem, auf dem unser Land – politisch und sozial gesehen – basiert, aus der Glaubwürdigkeitskrise holen. Denn unseren Kindern bringen wir seit Jahrzehnten Werte wie z. B. Demokratie, Freiheit oder Frieden bei, merken aber nicht, wie unterschiedlich unsere Gesellschaft die grundlegenden Werte ausformuliert. Oder anders gesagt: wir lehren jungen Menschen in der Schule die wichtigsten Werte, auf denen unser Land basiert, halten uns aber selber nur bedingt daran bzw lassen sie in vielen Lebensbereichen vermissen oder interpretieren sie eben so, wie wir es für richtig empfinden oder es für den Moment eben notwendig scheint.
Unser gesamtes Wertesystem gestaltet sich für junge, heranwachsende Menschen daher höchst ambivalent, was wir gemeinsam lösen müssen, wollen wir für die wirklich wichtigen Werte Verständnis erwecken und auch in Zukunft einen gewissen Wohlstand und vor allem Frieden sichern. Mit einem Manifest der Werte fordere ich alle Bürger:innen unseres Landes auf, die eigenen Werte nicht nur zu hinterfragen, sondern vor allem auch bis zu Ende zu denken; solange wir nicht in einem Land leben möchten, in dem Wettbewerb, Kapital und Egoismus das Geschehen bestimmen.
Kapitel 1: Würde des Menschen
Würde ist keine Interpretationssache, sondern ein Merkmal des menschlichen Lebens.
Das erste Kapitel dieses Manifestes lautet: Menschenwürde: Was ist denn eigentlich die Würde des Menschen? Die Würde des Menschen ist nicht nur christlich verstanden das unverwechselbare Merkmal des Menschen, welches durch die Geburt erlangt wird und niemals mehr weggenommen werden kann. Auch Artikel 1 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet die Würde als unantastbar. Aus rechtsphilosophischer Sicht ist die Würde die wichtigste Grundlage für alle unsere Grundrechte, wie sie im ersten Paragraph unseres Grundgesetzes festgelegt sind. Ganz einfach gesagt bedeutet Menschenwürde, dass jeder Mensch wertvoll ist, weil er ein Mensch ist. Da die Würde jedoch ein unbestimmter Rechtsbegriff ist, ergeben sich aus meinen Beobachtungen heraus viele Fragen, die ich noch nicht als ausreichend beantwortet sehe:
- Bedeutet es denn, dass Würde nur diejenigen besitzen, die sich in unserem Land aufhalten, oder aus einem europäischen Land bei uns Zuflucht suchen?
- Was ist mit den vielen Menschen aus Afrika, die unter den unwürdigsten Bedingungen in Flüchtlingslagern um ihr Leben kämpfen oder bereits umgekommen sind, weil ihnen in der Not nicht geholfen wird?
- Unterscheiden denn Rettungsdienste allgemein bei Unfällen nach selbstverschuldet oder unverschuldet?
- Was ist mit den vielen politischen Gefangenen in anderen Ländern, die sich im Kampf um die Freiheit und Wahrheit mit den falschen angelegt haben?
- Besitzen nur diejenigen Menschen eine Würde, die ein anständiges und straffreies Leben führen? Darf ein Teil der Würde genommen werden, wenn sich eine Person so strafbar macht, dass sie weggesperrt werden muss?
- Haben alle Menschen, die in Gefängnissen sitzen noch ihre Würde verdient? Was ist mit Mördern? Haben die sich ihre Würde selbst verwirkt? Ich wiederhole noch einmal das Merkmal der Unantastbarkeit,d.h keinem Menschen darf auch nur ein kleiner Teil der Menschenwürde genommen werden, man kann sie nicht verlieren, ganz zu schweigen von vergrößern.
- Oder was ist mit behinderten Menschen, mit Alten und Todkranken?
- Entspricht es denn der Menschenwürde, dass Menschen für harte Arbeit nicht ausreichend entlohnt werden?
- Wird die Würde denn nicht immer dann verletzt, wenn Menschen (Politiker) aufgrund ihres Verhaltens oder einzelner Aussagen an den Pranger gestellt werden, oder mediale Hetze gegen sie betrieben wird?
Unser Grundgesetz und nicht nur die christliche Religion spricht in Sachen Würde eine eindeutige Sprache. Würde ist keine Interpretationssache, sondern ein Merkmal des menschlichen Lebens. Dieses Merkmal erfordert es, dass jeder Mensch auch ein Mindestmaß an Grundrechten in Sachen Freiheit, Gleichheit und Teilhabe besitzt, was nicht verhandelbar ist.
Was denkst du, müssten wir die Menschenwürde mal ganz neu in den Mittelpunkt unserer Diskussionen stellen?
Schreib gerne etwas in die Kommentare. Dem Manifest der Werte werde ich nach und nach noch weitere Kapitel anhängen mit der Betrachtung bestimmter Werte, die zu den existenziellen Grundlagen unseres Staates gehören, wie z.B. Freiheit, Demokratie, Frieden, Respekt, u.v.m. Welche Werte sind für dich die allerwichtigsten für ein gutes Zusammenleben in unserem Land? Lass auch gerne einen Kommentar da.
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