Glaube

Der Exodus hat begonnen

23. Februar 2022

In meinen letzten beiden Blogbeiträgen habe ich der katholischen Kirche eine sehr düstere Zukunft prophezeit. Nun möchte ich einen konstruktiven Beitrag zur aktuellen Debatte leisten, bevor der Exodus des Gottesvolkes noch zum Exitus wird…

Es findet ein regelrechter Auszug aus der Kirche statt, als sei es der Auszug aus Ägypten.

Wer kennt nicht Mose, der das Meer teilte? Das Buch Exodus oder auch zweites Buch Mose handelt aber von mehr als nur dieser einen Szene, in der die Rede von einem Wunder am Schilfmeer ist, wo Mose seinen Stab erhebt und das Meer auf wundersame Weise teilt. Ich vermute aber mal, dass nur wenige aus dem Religionsunterricht noch mehr von der Story um Mose wissen, als die Teilung des Meeres? Denn kurioserweise ist der Exodus, der Auszug aus Ägypten, eine der wichtigsten Geschichten der gesamten Bibel und ganz nebenbei eine großartige Analogie für die Situation der Menschen, die zwar nach wie vor an Gott glauben, aber aus der Kirche austreten, da die obersten Leitungsämter der katholischen Kirche es immer noch nicht für Nötig erachten, die richtigen Schlüsse aus vielen Fehlern, Vergehen und auch Veränderungsprozessen zu ziehen. Viele Menschen ziehen in diesen Tagen aus, nicht, weil sie nicht mehr an Gott glauben, sondern weil sie sie die Faxen dicke haben und sich ihr Glaube auch sonst von dem der Kirche entfernt hat. Oder die Kirche von ihrem Glauben? Wie dem auch sei. Es findet ein regelrechter Auszug aus der Kirche statt, als sei es der Auszug aus Ägypten. Ein Auszug aus einem patriarchalischen System von Machterhaltung und Gesetzestreue, das sich über die Menschen stellt und nicht in den Dienst der Menschen. Der Exodus hat längst begonnen…

Back to the roots, oder: Keine Macht dem Vatikan

„Back to the roots“ scheint mir das passende Motto der Stunde zu sein, denn mit dem Beginn des Christentums hat Rom genauso viel zu tun wie Berlin mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Berlin als Hauptstadt hat sich in meinen Augen als die richtige Entscheidung erwiesen, der Vatikan aber hat in meinen Augen verwirkt, das Zentrum der katholischen Kirche zu sein. Über Jahrhunderte hinweg ist dort ein Machtapparat entstanden, der sich in patriarchalischer Gesetzestreue nur um sich selbst dreht. Wenn es darum geht, wie man ein christliches Leben führt und was Sünde ist und was nicht, sollte dem Vatikan alle Macht entzogen werden, die er über die Gläubigen ausübt. Die Kirchengemeinden hier in Deutschland haben sich im Verständnis, wie Gott sich uns Menschen offenbart, stetig weiterentwickelt und leben grundsätzlich einen modernen Glauben. Einen Glauben an einen liebenden Gott der uns Menschen frei macht und will, dass das Leben als freies Individuum gelingt. Einen Gott, der uns Menschen zur Freiheit befreit und eine Existenz über den Tod hinaus verspricht. Und für diesen (modernen) Glauben spricht die Kirche als Institution in ihrer gesamten Glaubens- und Sittenlehre eine viel zu alte Sprache. Der Exodus, der Austritt vieler Menschen aus den moralischen Fängen der Kirche ist nun das Ergebnis konservativer und fehlerhafter Kirchenpolitik des Vatikan.

„Back to the roots“ könnte bedeuten, den Blick wieder darauf zu richten, was es eigentlich heißt, Christ zu sein? Was hat Jesus besonderes gemacht und gesagt, dass immernoch so viele Menschen erfüllt sind von der Botschaft aus Jerusalem vor über 2000 Jahren?
„Back to the roots“, der Auszug des Volkes Gottes in die Freiheit, laut Bibel wird es aber ein 40 jähriger Marsch durch die Wüste sein, schauen wir was kommt…
„Back to the roots“ heißt aber auch, dass ich nicht unbedingt aus der Kirche austreten muss, wenn ich mich momentan schäme Christ zu sein. Denn überall vor Ort arbeiten und engagieren sich Menschen in den Kirchengemeinden, die genauso ein Problem haben mit dem veralteten patriarchalen System. Nicht selten aber trägt die Kirchengemeinde oder eine kirchliche Einrichtung vor Ort einen wichtigen Teil zum Allgemeinwohl bei. Diesen Menschen mit einem Austritt aus der Kirche den Rücken zuzukehren, das finde ich persönlich nicht richtig.

Was heißt „Back to the roots“für dich?

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