Gestern war ich zufällig auf dem Berg Sinai und habe die neuen Steintafeln mit den 10 Geboten des 21. Jahrhunderts abholen wollen:
„Gott, hier bin ich“, sagte ich. „Die Menschen suchen nach dir aber finden dich in den alten Buchstaben der verstaubten Kirche nicht mehr. Deren Regeln und Gesetze sind aus einer längst vergangenen Zeit, unser Glaube aber hat sich weiterentwickelt. Die Menschen verlangen nach neuen und modernen Geboten. Hast du die neuen Steintafeln fertig?“
„Was für Steintafeln, mein Sohn? Die Produktion wurde längst eingestellt. Neue Glaubenswahrheiten empfangt ihr Menschen nur durch den Geist, den du in allen Dingen finden kannst. Alles Materielle ist zwar schön und gut, aber es ist nicht das, was dich näher führt zu mir und zu deiner eigentlichen Existenz im Einklang mit der gesamten Schöpfung.“
„Und wie soll ich ohne Gebote, die in die heutige Zeit passen, zu den Menschen gehen?“
„Geh nach Hause, mein Sohn, und übe dich in Achtsamkeit. Versuche zur Ruhe zu kommen und alles, was deinen Geist aufwühlt beiseite zu legen. Höre auf das, was ich dir in deine Seele eingeschrieben habe, nimm einen Zettel und einen Stift in die Hand und bringe es zu Papier.“
„Jetzt bin ich extra den ganzen steilen Weg auf den Berg hoch gelaufen, um dich zu finden und du sagst mir, ich solle nach Hause gehen?“
„Dort wo du bist, da bin ich auch. Das, was du gesucht hast, hast du nur deshalb gefunden, weil du danach gesucht hast, auf deine persönliche Weise. Du musstest diesen steilen Berg erst erklimmen, um die Welt von oben zu sehen und dich nicht vor mir zu verbergen. Und by the way, mach dir nichts vor, du hast nicht den Sinai bestiegen, sondern nur einen kleinen Hügel hinter deinem Haus. Wie sehr du auch danach suchst, ich bleibe außerhalb von Raum und Zeit und mehr, als du für den Moment im Stande bist zu begreifen.“
Ich begann zu schreiben:
Wenn du deinen Gott suchst, der dich aus der Gefangenschaft deiner Ängste, Zweifel und Zwängen befreit, dann
1. Wirst du ihn finden, aber niemals besitzen.
2. Dienst du nicht dem Geld, deiner Lust oder irgendeiner materiellen Form von Glück, sondern dienst allein der Liebe.
3. Wirst du Macht nicht missbrauchen, sondern lernen, sie richtig zu gebrauchen, wie du einstmals auch lerntest, das Feuer zu bändigen.
4. Wirst du deiner Seele Weite geben und die Tiefe deines Bewusstseins erkunden. Finde deinen Sonntag, die heilige Zeit des Tages oder der Woche, in der deine Seele zur Ruhe kommt.
5. Übst du dich in einem achtsamen Umgang mit dir und mit den Menschen um dich herum.
6. Fühlst du dich auf der Erde heimisch, hast vertrauen in deine Umwelt und verstehst jedes Lebewesen als göttliches Geschöpf.
7. Wirst du wahrhaftig sein und die Wahrheit sprechen
8. Bist du frei von Vorurteilen und Verurteilungen jeglicher Art, sei es gegen dich selbst oder gegen andere Menschen.
9. Wird deine Verletzbarkeit, zu einer Stärke werden, weil du nicht mehr länger so sein musst, wie die Anderen es von dir erwarten, sondern so sein darfst, wie du bist. Mit all deinen Schwächen und Grenzen.
10. Lebst du in aller Offenheit, als sei die Auflistung an Weisungen niemals abgeschlossen. Ein Leben im und mit dem Heiligen Geist ist die engste Form unserer Beziehung zu Gott, so wie Jesus seinerzeit gelebt hat.
Amen
Titelbild Pixabay: wal_172619
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