Wer war alles schon mal in der Hölle? Hast du den Teufel schon einmal gesehen oder bist ihm begegnet? Für mich ist der Teufel etwas, was es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Ich glaube, dass es grundsätzlich nur das Gute gibt. Und doch begegne ich in meinem Leben immer wieder zerstörerischen Kräften, die mir den Anschein geben, als gäbe es eine teuflische Macht, so etwas wie das Böse in Person.
Vor allem im Christentum und im Islam spielt der Teufel eine große Rolle. Durch alle Zeiten hinweg haben wir Menschen uns eine Vorstellung davon gemacht, wer der Teufel eigentlich sei und wie er uns begegnet. Ich erinnere mich persönlich an viele Diskussionen mit Kumpels, in denen wir uns die Frage nach dem Teufel gestellt haben. Vor allem angestoßen durch Filme und Musik ist der Teufel – seit ich denken kann – ein ständiger Begleiter in meinem Leben. Zumindest was die Angst vor ihm angeht. Es scheint doch so, als gäbe es zwei ganz unterschiedliche und gegenseitige Mächte auf der Erde, das Gute und das Böse? Sozusagen Gott und den Teufel. Gott steht für alles Gute auf der Erde und der Teufel steht für das abgrundtief Böse. Und je nachdem, auf welche Seite du dich schlägst, wirst du nach deinem Leben im Himmel landen oder eben in der Hölle schmoren. So einfach haben wir es im Christentum schon oft versucht zu erklären und teilweise aus der Hölle ein Machtinstrument gemacht, indem Angst vor der Hölle verbreitet wurde und mit der Angst Geld aus der Tasche gezogen. Ich denke da an die Ablassbriefe im Mittelalter, mit denen man sich von seinen Sünden frei kaufen konnte, um nach dem Tod nicht im ewigen Feuer schmoren zu müssen. Solche mittelalterlichen und wirklich sehr einfachen Erklärungsversuche gehören mittlerweile zum Glück der Vergangenheit an, zumindest in meinem Gottesverständnis. Und wie so oft im Leben hat eine einfache Erklärung auch rein gar nichts damit zu tun, wie es in Wirklichkeit ist. Die Wahrheit ist leider viel komplexer.
Kann der Teufel Gläser bewegen?
Ich erinnere mich an unser Schullandheim in der 7. Klasse, als wir aus Neugier versucht haben, teufliche Mächte heraufzubeschwören. Wir waren ganz schön mutig, muss ich im Nachhinein sagen, aber gleichzeitig haben wir auch nicht so recht daran geglaubt, dass wir tatsächlich mit dem Teufel in Verbindung treten könnten. Also haben wir uns auf eine Partie Gläserrücken eingelassen. Es waren die Mädchen aus der Runde, die einiges ernsthafter und ängstlicher bei der Sache waren als wir Jungs. Das Glas, welches wir mit unseren Fingern berührten gab uns komischerweise auch verblüffend richtige Antworten auf unsere Fragen. Zunächst konnten wir es nicht so recht verstehen und waren kurz davor, zu glauben, dass wir in der Jugendherberge im Gemeinschaftsraum tatsächlich so etwas wie schwarze Magie heraufbeschworen. Wir waren jedoch nur kurz davor, denn als inmitten aller Ängste und Emotionen unser gesunder Menschenverstand und unsere Vernunft wieder einsetzte, bemerkten wir, dass es unzählig mehr natürliche Erklärungsversuche für das gab, was wir gerade erlebt hatten, als übernatürliche. Ein bißchen mulmig war uns dennoch zumute, als wir ins Bett gingen, da ein Restzweifel blieb, ob das hier alles mit rechten Dingen zuging.
Geschichten vom Weg in die Hölle
Viele Jahre später und einige Erfahrungen reicher weiß ich heute, dass es so etwas wie den Teufel in Wirklichkeit nicht gibt. Ich sage ganz bewusst „in Wirklichkeit“, denn es gibt tatsächlich dämonische und teuflische Mächte in unserem Leben, die uns glauben machen, dass es einen Teufel gäbe, einen Herrscher über die Unterwelt. Wenn wir aber solche teuflischen Kräfte in unserem Leben erfahren, dann begegnen wir nicht dem Teufel selber, sondern immer einer dunklen Macht, die wir oder andere selbst heraufbeschworen haben – ohne Hokuspokus. Einem Geist oder einem Dämonen, den wir selber erschaffen haben und der nicht aus irgendeiner Hölle zu uns auf die Erde kommt, um uns in seinen Bann zu ziehen. Was das für Kräfte, Mächte und Dämonen sind, fragst du dich jetzt? Das wissen wir im Grunde für uns selber am besten und sie unterscheiden sich von Person zu Person. Trotzdem gibt es viele böse Geister, die wir alle im Leben mal kennenlernen dürfen und genau diese habe ich persönlich nicht nur im Schullandheim damals versucht, heraufzubeschwören. Diese Geister und Dämonen, die ich meine, die können beispielsweise etwas mit unserer Angst zu tun haben, oder mit unserem Umgang mit dem eigenen Körper und der eigenen Seele. Geschichten vom Weg in die Hölle können die unterschiedlichsten Episoden sein über Lust, Gier, Hass und Neid oder auch über Schuld, in die ich mich selber verstricke oder in die andere mich verstricken.
Der Weg in die Hölle ist kurz. Viel wichtiger aber als die Frage, wie man da rein gekommen ist, finde ich die Frage, wie man da wieder rauskommt. Und dazu benötigen wir, wie könnte es auch anders sein: den Himmel. Der Himmel erzählt uns Geschichten von Vergeben und Verzeihen und von Liebe, die über materielle Dinge hinausgeht. Der Himmel ist ein Ort, an dem ich ich sein kann, ohne Versuchung und ohne die ganzen dunklen Seiten in meinem Leben. Der Himmel möchte, dass ich ein selbstbestimmtes Leben führe ohne Zwänge und Sucht, ohne Dämonen und böse Geister. Und im Himmel bin ich nie alleine, immer sind Menschen um mich herum, die mir Halt und Vetrauen schenken. Himmel und Hölle gehören zu meinem Leben dazu. Obwohl sie in dieser Form nicht existieren, weil es Sprachbilder sind, begleiten sie mich bei allem was ich tue. Himmel und Hölle – und dazwischen sind wir.
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